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Bewährte Erfahrung und fortschrittliche Anwendungen

Diese Fasertechnologie könnte den Hochbau revolutionieren

Jul 05, 2023

1. August 2023 | Von Gerald Ondrey

Mit dem Texoversum (Foto) hat die Hochschule Reutlingen (Deutschland; www.reutlingen-university.de) ein europaweit einzigartiges Ausbildungs- und Innovationszentrum für die Textilindustrie in Betrieb genommen. Die fast 2.000 m² große textilartige Fassade des Neubaus verbindet die Innovationskraft dieser Branche mit der 160-jährigen Tradition des Textilstandorts Reutlingen. Der Clou: Die Bauteile wurden aus Fasern gewickelt, die mit einem speziellen Kunststoffharz der Covestro AG (Leverkusen, Deutschland; www.covestro.com) fixiert werden.

Die Fassade des Texoversum ist nur ein Beispiel für eine neue Technologie, die die Baubranche völlig revolutionieren könnte. Die raffinierte Struktur wurde am Computer entworfen und basiert auf von Robotern gewickelten Carbonfasern. Ähnlich wie Netzwerke in der Natur, beispielsweise in Spinnennetzen, Käferflügeln oder Palmblättern, sind auch die Faserstrukturen sehr leicht, aber gleichzeitig sehr belastbar und benötigen nur sehr wenig Material. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern erleichtert auch den Transport und die Montage der Komponenten.

Miterfinder der innovativen Technologie ist Architekturprofessor Moritz Dörstelmann, dessen Unternehmen FibR GmbH (Kernen, Deutschland; www.fibr.tech) auch die Fassade des Texoversum realisiert hat. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Stahl- und Betonkonstruktionen kommen wir mit einem Minimum an Material aus, da die Roboter nur so viele Fasern verarbeiten, wie für die Festigkeit der jeweiligen Struktur nötig sind“, erklärt er. „Dadurch sparen wir auch große Mengen an CO2-Emissionen ein.“ Auch bei Dachkonstruktionen, Stützen und nicht zuletzt im Innenausbau sieht Dörstelmann vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten der Technologie.

Für die nötige Festigkeit und Haltbarkeit des Verbundwerkstoffs sorgt das aliphatische Polyurethanharzsystem Desmocomp von Covestro, bei dem die Fasern wie in einer Matrix eingebettet sind. „Das Harz ist sehr beständig gegen Witterungseinflüsse und die energiereiche ultraviolette (UV) Strahlung der Sonne und eignet sich daher sehr gut für Außenanwendungen“, erklärt Pejman Norastehfar, Architekt und Spezialist für Bauanwendungen im Segment Beschichtungen und Klebstoffe von Covestro. „Ein weiterer Pluspunkt im Baubereich ist die hervorragende Chemikalien- und Flammbeständigkeit.“

Das Gebäude bietet rund 3.000 m² Fläche für Werkstätten, Labore, eine Textilsammlung, Think-Tank-Räume und Unterrichtsräume. Die Kosten für den Bau des Texoversums (18,5 Millionen Euro) wurden vom Arbeitgeberverband Südwesttextil getragen, zu dessen Mitgliedern auch FibR gehört.